Der Pullover


„Schau mal Hops, was ich für dich habe.“ Oma Eichhorn steht am Küchentisch, an dem Hops gerade noch seinen Kakao trinkt und hält einen knallroten Pullover in die Höhe.

„Toll Oma, der ist aber schön. So einen hab ich mir schon lange gewünscht.“ Hops, der kleine Eichhörnchenjunge streichelt verzückt über die weiche Wolle.

„Möchtest du ihn gleich anziehen?“ fragt Oma.

„Nein, heute noch nicht. Den zieh ich am Sonntag zum Kinderfest an. Da werden alle Augen machen“, ruft Hops freudig und legt den Pullover in das Pulloverregal in seinem Kinderzimmer.

In der Schule ist Hops heute gar nicht bei der Sache. Er denkt schon daran, wie ihn seine Freunde am Sonntag um seinen wunderschönen neuen Pullover beneiden werden. Er  kann es gar nicht erwarten wieder nach Hause zu kommen.

Endlich ist es soweit. Die Schule ist aus und Hops hüpft fröhlich den Weg entlang. Von weitem sieht er schon das Haus in dem großen Baum. Auf der Wiese davor spielt eine Gruppe Kinder. Wer spielt da denkt Hops und läuft schneller.

Eine Gruppe Jungs spielt Fußball. Und in der Mitte leuchtet ein roter Pullover heraus. Wer ist das. Hops  läuft noch schneller.

Das ist ja sein Bruder Flipp. Und das was er trägt ist Hops schöner neuer Pullover, den ihm die Oma heute Morgen geschenkt hat. Hops ist wütend.

Er rennt zu den Jungen und baut sich vor seinem Bruder auf.

„Du gemeiner Kerl“, ruft er laut. „Das ist mein Pullover. Zieh den sofort aus!“

Die Jungen haben einen Kreis um die beiden Brüder gebildet und lachen. Hops wird noch wütender.

„Jetzt hab dich nicht so.“ Flipp schubst Hops zurück. „Der Pullover steht mir doch eh viel besser.“

„Aber er gehört mir. Du darfst nicht einfach meine Sachen nehmen.“ Hops kämpft mit den Tränen.

„Dann komm doch und hol ihn dir, du Zwerg.“ Flipp tanzt vor Hops herum. Aber das ist jetzt wirklich zu viel. Hops nimmt Anlauf und rennt mit dem Kopf voran in seinen Bruder.

Oh je! Flipp kann sich nicht mehr halten. Er wackelt und wackelt und fällt um. Mitten hinein in eine große Dreckpfütze. 


Verdutzt schaut er nach oben in Hops erschrockenes Gesicht. Und der schöne rote Pullover. Wie sieht der denn jetzt aus. Voll mit braunen Flecken. Die beiden Brüder sehen sich an und Flipp krabbelt langsam nach oben.

Da erscheint Omas Kopf am Fenster. Schnell versteckt sich Flipp hinter Hops, damit sie ihn nicht so sieht.

„Jungs, das Essen ist gleich fertig. Wascht euch die Hände und kommt herauf.“ Gott sei Dank verschwindet ihr Kopf dann gleich wieder.

„Was sollen wir denn jetzt tun? Ich wollte doch morgen den neuen Pullover auf das Fest anziehen.“ Hops ist verzweifelt, aber sein Bruder hat eine Idee und nimmt ihn bei der Hand.

„Komm schnell ins Badezimmer. Wir müssen ja die Hände waschen und dann waschen wir den Pullover gleich mit.“

Schnell springen sie die Treppe nach oben und verschwinden im Bad. Flipp hat sich den Pullover schon über den Kopf gezogen und ins Waschbecken gelegt. Mit einem Stück Seife schrubben sie beide die Flecken heraus und spülen den Pullover unter dem Wasserhahn aus. So macht es die Mama ja auch immer. Nach einer Weile sind sie mit dem Ergebnis zufrieden.

Schnell schleichen sie sich in Hops Kinderzimmer und hängen den Pullover zum Trocknen hinter die Türe. Und jetzt aber auf in die Küche. Oma wartet sicher schon lange mit dem Essen.

„Wo bleibt ihr denn so lange?“ ruft sie auch schon als sich Hops und Flipp an den Tisch setzen. Die Brüder sehen sich verstohlen an.  Jetzt haben sie richtig Hunger. Es gibt einen großen Teller Spaghetti und dann noch Eiscreme zum Nachtisch.

Flipp schaut  sich seine Schüssel mit dem Eis an und überlegt. Dann gibt er sich einen Ruck und schiebt sie hinüber zu Hops. Er weiß ja, dass sein Bruder Eiscreme liebt. „Tut mir leid“, flüstert er. „Ich nehme dir bestimmt nichts mehr weg.“

Hops knufft ihn freundschaftlich in die Seite und löffelt glücklich die zweite Portion Eiscreme.

„Das will ich auf hoffen“, brummt er zufrieden. Er ist sehr froh, dass sie sich wieder verstehen, denn mit seinem Bruder Streiten mag er gar nicht.